Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург - [5]

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Alle Ihre Aufzeichnungen werden wir unseren Nachkommen – Kindern sowie Enkel – und Urenkelkindern – überliefern, zuerst als Bestandteil des laufenden Gemeindearchivs, dann als Bestandteil des ins Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland mit Sitz in Heidelberg aufgenommenen Schriftgutes unserer Gemeinde. Mit Ihrer Zustimmung werden wir Ihre Geschichten im speziellen Bereich unserer Website unterbringen, und die interessantesten davon werden in Sammelbänden veröffentlicht werden.

Wir haben vor, den ersten Sammelband dieser Art dem Gedenken an den Zweiten Weltkrieg zu widmen. Auf seinen Seiten finden ihren Platz die Erinnerungen derjenigen, die in Fronttruppen oder Partisaneneinheiten kämpften, aber auch derjenigen, die in Ghettos bzw. in besetzten Gebieten auf eine harte Probe gestellt wurden und derjenigen, die den Krieg im Hinterland verbrachten oder evakuiert wurden.

Schreiben Sie Ihre Erinnerungen so auf, wie Sie es für angemessen halten. Versuchen Sie allerdings, damit anzufangen, was Sie über die Schicksale Ihrer Eltern, Ihrer Großväter, Großmütter usw. wissen. Wenn Sie ein Familienarchiv (alte Fotos, Briefe u.ä.) haben, das Ihre Erzählung veranschaulichen könnte, bringen Sie bitte dieses Archiv in die Gemeinde – wir werden Scans anfertigen, Ihnen die Originale zurückgeben und den Text mit Ihren Dokumenten beleben».

Dann folgte der Hinweis auf mich, Pavel Polian, als Projektbetreuer und auf die Möglichkeiten, mit mir Kontakt aufzunehmen.

Auf den Aufruf, etwas selbst zu verfassen, gingen nicht besonders viele Menschen ein: Es waren größtenteils die über 70-jährigen Personen und diejenigen, die sich – auf Bitten ihrer Urenkel bzw. ehemaligen Kollegen hin oder aus inneren Beweggründen – im Genre der Memoiren bereits erprobt haben. Einige von ihnen haben ihre Erinnerungen zu diesem Zeitpunkt schon niedergeschrieben und ganz wenige sogar veröffentlicht – meistens in einer Auflage von ein paar Dutzend Exemplaren für innerfamiliäres Lesen und Kennen.

Als effektivste Art und Weise, ein solches Archiv zu sammeln, erwiesen sich Videointerviews, die der Autor dieser Zeilen in den Jahren 2013–2014 mit der technischen Unterstützung der Freiburger Gemeinde durchführte und bearbeitete. Manche davon wurden in ihrer ursprünglichen Form auf die Website der Gemeinde gestellt. Ausgewählte Auszüge aus fünf solchen Interviews wurden zur, so zu sagen, empirischen Grundlage der jährlichen Gedenkveranstaltung zur Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, die am 27. Januar 2014 in einem der ältesten und schönsten Häuser Freiburgs – Historischen Kaufhaus am Freiburger Münsterplatz statt gefunden hat.

Die 2014 stattgefundene Veranstaltung hieß «1939–1945: Die jüdische Schicksale. Video-Interview und Gespräch mit dem Historiker Pavel Polian». Vor dem Gespräch wurden die Ausschnitte aus den Interviews mit Sofia Piatova, Emil Etlis, Anna Resnik, Nelli Pozner und Eduard Berditschevskij. Die Veranstaltung wurde von Vizebürgermeister der Stadt Freiburg und dem Direktor vom Sender SWR eröffnet. Moderiert hat Historiker Andreal Meckel.

Dieser Abend, der nicht einfach gut besucht, sondern überbesucht war (Gäste, die fünf und mehr Minuten zu spät kamen, durften schlechthin nicht rein), machte viele Gemeindemitglieder über die Schicksale und Geschichten ihrer Familien nachdenklich: Man fing an, in die Gemeinde mannigfaltige Materialien über sich und seine Verwandten zu bringen. Interviews wurden nach wie vor durchgeführt, und immer mehr Material häufte sich an. Dann kam ich auf die Idee, in der Berliner russischsprachigen Zeitung «Jewrejskaja Panorama» («Jüdisches Panorama») die Rubrik «Jüdische Schicksale» zu etablieren. Die Rubrik kam bei den Lesern an – in den Jahren 2014–2016 wurden in der Zeitung russischsprachige Zeitungsversionen aller 12 dieses Buch ausmachenden Skizzen veröffentlicht.

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Im Grunde genommen handelt es sich hier um eine nicht allzu große, dafür aber repräsentative soziologische Stichgruppe. Nur zwei von den 12 Protagonisten sind keine postsowjetischen jüdischen Einwanderer; allerdings sind sie mit dieser Immigrationswelle eng verbunden. Klaus Teschemacher, ein deutscher Jude, leitete die Freiburger Gemeinde in den Jahren 1990–1992, d. h. als es am heißesten herging – damals «klopften» nämlich die ersten auf eigene Faust eingewanderten sowjetischen Juden an die Gemeindetür. Und Eli Kligler, ein in Rumänien geborener Jude, kam aus Israel nach Deutschland ungefähr zur gleichen Zeit, wie die ersten postsowjetischen Juden, und verband ab damals sein Leben – wenn auch mit Unterbrechungen – mit Freiburg.

Die Hauptfiguren aller anderen 10 Geschichten kommen aus der ehemaligen UdSSR. In dem Buch werden sie in der Reihenfolge ihres Alters angeordnet.

Anna Reznik – die älteste von ihnen – wird 2017 100 Jahre alt, der Jüngste – Filipp Piatov, geboren 1991 – ist genauso alt wie diese Immigrationswelle. Dafür ist jedoch Filipp einer der drei «Veteranen» des Emigrantenlebens in Deutschland, wohin er als einjähriges Kind ein paar Wochen früher als seine Großmutter Sofia Piatova kam. Im gleichen Jahr, d. h. 1992, machten sich auch die Weinbergs auf den Weg nach Deutschland. Über die viertlängste Erfahrung als Immigrantin verfügt Anna Reznik, die 1996 kam, und die meisten anderen wanderten zwischen 1998 und 2001 ein. Die überwiegende Mehrheit der Auswanderer folgte ihren Kindern und ließ sich in unmittelbarer Nähe von ihnen nieder (Ausnahmen sind hier nur die Familien Weinberg, Lwow-Brodskij und Berditschevskij).


Еще от автора Павел Маркович Полян
Жизнь и смерть в Аушвицком аду

Члены «зондеркоммандо», которым посвящена эта книга, это вспомогательные рабочие бригад в Аушвице-Биркенау, которых нацисты составляли почти исключительно из евреев, заставляя их ассистировать себе в массовом конвейерном убийстве десятков и сотен тысяч других людей, — как евреев, так и неевреев, — в газовых камерах, в кремации их трупов и в утилизации их пепла, золотых зубов и женских волос. То, что они уцелеют и переживут Шоа, нацисты не могли себе и представить. Тем не менее около 110 человек из примерно 2200 уцелели, а несколько десятков из них или написали о пережитом сами, или дали подробные интервью.


Свитки из пепла

Члены «зондеркоммандо», которым посвящена эта книга, суть вспомогательные рабочие бригад, составленных почти исключительно из евреев, которых нацисты понуждали ассистировать себе в массовом конвейерном убийстве сотен тысяч других людей – как евреев, так и неевреев. Около ста человек из двух тысяч уцелели, а несколько десятков из них написали о пережитом (либо дали подробное интервью). Но и погибшие оставили после себя письменные свидетельства, и часть из них была обнаружена после окончания войны в земле близ крематория Аушивца-Освенцима.Композиция книги двухчастна.


Обреченные погибнуть. Судьба советских военнопленных-евреев во Второй мировой войне

Плен — всегда трагедия, но во время Второй мировой была одна категория пленных, подлежавшая безоговорочному уничтожению по национальному признаку: пленные евреи поголовно обрекались на смерть. И только немногие из них чудом смогли уцелеть, скрыв свое еврейство и взяв себе вымышленные или чужие имена и фамилии, но жили под вечным страхом «разоблачения».В этой книге советские военнопленные-евреи, уцелевшие в войне с фашизмом, рассказывают о своей трагической судьбе — о своих товарищах и спасителях, о своих предателях и убийцах.


Воспоминания еврея-красноармейца

Книга «Воспоминания еврея-красноармейца» состоит из двух частей. Первая — это, собственно, воспоминания одного из советских военнопленных еврейской национальности. Сам автор, Леонид Исаакович Котляр, озаглавил их «Моя солдатская судьба (Свидетельство суровой эпохи)».Его судьба сложилась удивительно, почти неправдоподобно. Киевский мальчик девятнадцати лет с ярко выраженной еврейской внешностью в июле 1941 года ушел добровольцем на фронт, а через два месяца попал в плен к фашистам. Он прошел через лагеря для военнопленных, жил на территории оккупированной немцами Украины, был увезен в Германию в качестве остарбайтера, несколько раз подвергался всяческим проверкам и, скрывая на протяжении трех с половиной лет свою национальность, каким-то чудом остался в живых.


Историомор, или Трепанация памяти. Битвы за правду о ГУЛАГе, депортациях, войне и Холокосте

В новой книге Павла Поляна собраны работы о соотношении памяти и беспамятства, политики и истории: проблематика, которая, увы, не перестает быть актуальной. «Историомор» – неологизм и метафора – это торжество политики, пропаганды и антиисторизма (беспамятства) над собственно историей, памятью и правдой. Его основные проявления очевидны: табуизирование тем и источников («Не сметь!»), фальсификация и мифологизация эмпирики («В некотором царстве, в некотором государстве…») и отрицание, или релятивизация, установленной фактографии («Тень на плетень!»).